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Mittwoch, 4. Januar 2017

Weihnachten, Neujahr und die Geschichten, die wir uns erzählen…


Gastbeitrag N.M. 

"Es geschah aber zu der Zeit..." So beginnt die Geschichte der Geburt Jesu, die von vielen Menschen jedes Jahr an Weihnachten gelesen und erzählt wird. Am 31.12.2016 um 24.00 hat ein neues Jahr seinen Lauf begonnen und die Menschheit hat die Möglichkeit, sich für dieses Jahr Besserung zu geloben…
 

Unser Leben ist geprägt von Geschichten, die wir uns selber erzählen. Die gesamte Struktur unseres Denkens und Sprechens ist von Geschichten geprägt. Wir erinnern uns, indem wir uns nacherzählen, was geschehen ist. Wir informieren andere, indem wir ihnen Dinge von uns und über uns selbst erzählen. Die Welt um uns ist voll von Geschichten, Erzählungen und allerlei Mythen. Es liegt an uns, welche Geschichten wir glauben und in welche Geschichten wir einsteigen, um selbst Teil jener Geschichten zu werden.

Die grossartigste und unerhörteste Geschichte von allen ist diejenige von Weihnachten. Sie ist nicht einfach irgendeine von vielen Geschichten, vielmehr erhebt sie den Anspruch, Weltgeschichte zu sein. An Weihnachten wurde Jesus geboren, von dem die Christen behaupten, dass er nicht einfach irgendein Mensch sei, sondern Gott selbst ist. Der unvorstellbar grosse Gott, der nicht von Menschen begrenzt werden kann, begrenzt sich selber und kommt zu uns auf die Welt. Das ganze Weihnachtsfest sagt nichts anderes als was Gott über sich selbst aussagt: Gott hat sich nicht willkürlich dazu entschieden Mensch zu werden. Vielmehr wollte Er mit den Menschen in Beziehung treten.

Der Graben zwischen uns Menschen und Gott ist aber ein unendlich weit. Gott ist für uns weder vorstellbar noch aus- oder ansprechbar. Diesen Graben hat Er selber überschritten! Er kommt auf uns zu, damit wir auf Ihn zukommen können. Dies besagt das Weihnachtsfest. Die Menschwerdung Gottes ist deshalb eine so grossartige Erzählung, weil sie die Kraft hat, vorgefertigte Annahmen und Standpunkte wegzustossen und uns in einen völlig neuen Raum der Möglichkeiten versetzt. Gott hat die Welt angenommen und sie erlöst! Es lohnt sich, zu Beginn dieses Neuen Jahres darüber nachzudenken, welchen Geschichten wir glauben schenken und in welche Erzählungen wir selbst eintreten um ein Teil davon zu werden.

Ist es die Geschichte, in der Reichtum, Macht und Ehre die obersten Prinzipien darstellen und die Stärkeren immer gewinnen? Oder - könnte es vielleicht die Geschichte des unmündigen Gottes in der Krippe sein? Könnte es die Geschichte eines Gottes sein, der nicht durch Gewalt die anderen unterdrückt, sondern sich selbst bis auf den Grund aufopfert, damit Gemeinschaft mit den Menschen möglich wird? Diese Geschichte ist in der heutigen Welt nicht mehr die vorherrschende Geschichte, ob sie aber die wahre Geschichte ist oder nicht, gilt es selbst herauszufinden.
 


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