Gastbeitrag N.M.
"Es geschah aber
zu der Zeit..." So beginnt die Geschichte der Geburt Jesu, die von vielen
Menschen jedes Jahr an Weihnachten gelesen und erzählt wird. Am 31.12.2016 um
24.00 hat ein neues Jahr seinen Lauf begonnen und die Menschheit hat die
Möglichkeit, sich für dieses Jahr Besserung zu geloben…
Unser
Leben ist geprägt von Geschichten, die wir uns selber erzählen. Die gesamte
Struktur unseres Denkens und Sprechens ist von Geschichten geprägt. Wir
erinnern uns, indem wir uns nacherzählen, was geschehen ist. Wir informieren
andere, indem wir ihnen Dinge von uns und über uns selbst erzählen. Die Welt um
uns ist voll von Geschichten, Erzählungen und allerlei Mythen. Es liegt an uns,
welche Geschichten wir glauben und in welche Geschichten wir einsteigen, um
selbst Teil jener Geschichten zu werden.
Die
grossartigste und unerhörteste Geschichte von allen ist diejenige von
Weihnachten. Sie ist nicht einfach irgendeine von vielen Geschichten, vielmehr
erhebt sie den Anspruch, Weltgeschichte zu sein. An Weihnachten wurde Jesus
geboren, von dem die Christen behaupten, dass er nicht einfach irgendein Mensch
sei, sondern Gott selbst ist. Der unvorstellbar grosse Gott, der nicht von
Menschen begrenzt werden kann, begrenzt sich selber und kommt zu uns auf die
Welt. Das ganze Weihnachtsfest sagt nichts anderes als was Gott über sich
selbst aussagt: Gott hat sich nicht willkürlich dazu entschieden Mensch zu
werden. Vielmehr wollte Er mit den Menschen in Beziehung treten.
Der
Graben zwischen uns Menschen und Gott ist aber ein unendlich weit. Gott ist für
uns weder vorstellbar noch aus- oder ansprechbar. Diesen Graben hat Er selber
überschritten! Er kommt auf uns zu, damit wir auf Ihn zukommen können. Dies
besagt das Weihnachtsfest. Die Menschwerdung Gottes ist deshalb eine so
grossartige Erzählung, weil sie die Kraft hat, vorgefertigte Annahmen und
Standpunkte wegzustossen und uns in einen völlig neuen Raum der Möglichkeiten
versetzt. Gott hat die Welt angenommen und sie erlöst! Es lohnt sich, zu Beginn dieses Neuen Jahres darüber nachzudenken,
welchen Geschichten wir glauben schenken und in welche Erzählungen wir selbst
eintreten um ein Teil davon zu werden.
Ist es die
Geschichte, in der Reichtum, Macht und Ehre die obersten Prinzipien darstellen
und die Stärkeren immer gewinnen? Oder - könnte es vielleicht die Geschichte
des unmündigen Gottes in der Krippe sein? Könnte es die Geschichte eines Gottes
sein, der nicht durch Gewalt die anderen unterdrückt, sondern sich selbst bis
auf den Grund aufopfert, damit Gemeinschaft mit den Menschen möglich wird?
Diese Geschichte ist in der heutigen Welt nicht mehr die vorherrschende
Geschichte, ob sie aber die wahre Geschichte ist oder nicht,
gilt es selbst herauszufinden.
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